Ein Reisebericht der HIOH-Forschungsgruppe „Epidemiologie und Ökologie Antimikrobieller Resistenz"
Von Savanne und Wissenschaft: One Health-Forschung in der Maasai Mara
Eine Forschungsreise durch Kenia
Multiresistente Bakterien stellen weltweit eine wachsende Bedrohung dar, da sie nicht mehr auf gängige Antibiotika ansprechen und Infektionen dadurch schwieriger zu behandeln sind. Dies führt zu längeren Krankheitsverläufen, höheren medizinischen Kosten und einer erhöhten Sterblichkeit. Besonders problematisch ist dies in Teilen der Welt, in denen Menschen und Wildtiere in unmittelbarer Nähe zueinander leben und Tiere über weite Strecken wandern, wie beispielsweise in der Massai Mara in Kenia, wo sich Afrikas größte Wildreservate befinden.
Die Region ist geprägt von vielfältigen Ökosystemen und einem engen Zusammenspiel zwischen Wildtieren, Nutztieren und Menschen. Um zu verstehen, wie Mikroben und Antibiotikaresistenzen in diesem Gebiet zwischen Menschen, Tieren und der Umwelt übertragen werden, hat sich die Abteilung „Epidemiologie und Ökologie Antimikrobieller Resistenz” am Helmholtz-Institut für One Health mit Kolleginnen und Kollegen des International Livestock Research Institute (ILRI) in Nairobi zusammengeschlossen. Gemeinsam wurde das KenGe-Projekt ins Leben gerufen, das ein Projekt zwischen Kenia und Deutschland darstellt, und mithilfe des One Health-Ansatzes Zusammenhänge in der Maasai Mara, dem zentralen Untersuchungsgebiet, beleuchten soll. Der Vergleich beider Untersuchungsregionen ermöglicht es, Unterschiede sowie gemeinsame Risiken in verschiedenen Umgebungen zu identifizieren. So können letztlich Übertragungswege ermittelt und Strategien zur Verringerung von Gesundheitsrisiken entwickelt werden. Als ersten Projektschritt unternahm das HIOH-Team eine Feldmission nach Kenia, um sich mit den lokalen Probenahmeverfahren vertraut zu machen, die Herausforderungen vor Ort zu bewerten, technische Unterstützung zu leisten und gemeinsam Optimierungen zu entwickeln, die harmonisierte Bedingungen für spätere Analysen in Kenia und Deutschland sicherstellen.
Im Rahmen des KenGe-Projekts besuchten wir im Juni 2025 unsere Partnerinnen und Partner am ILRI, um unsere gemeinsame Forschung zur Antibiotikaresistenz (AMR) im One Health-Kontext im Ökosystem der Masaai Mara voranzutreiben.
Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch der eigentlichen Probenahmestellen in der Maasai Mara, weit abseits der touristischen Routen. Ausgangspunkt war die Stadt Narok, von wo aus wir zunächst traditionelle Bomas besuchten, in denen Menschen und Nutztiere in unmittelbarer Nähe zusammenleben. Dort entnahmen wir nicht nur Kotproben von Rindern und Bewohnerinnen und Bewohnern, sondern auch Wasser- und Gülleproben. Diese sind von großer Bedeutung, um mithilfe des One Health-Ansatzes die Übertragung von Antibiotikaresistenzen (AMR) zwischen Menschen, Tieren und der Umwelt besser zu verstehen.
Zusätzlich wurde eine Umfrage unter Bewohnerinnen und Bewohnern der Massai-Gemeinschaft durchgeführt, um Daten über ihre landwirtschaftlichen Praktiken, den Einsatz von Antibiotika und ihre Trinkwasserquellen zu sammeln.
Dies lieferte wertvolle Einblicke in die bestehenden Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen für Menschen und Tiere und ermöglicht es, die gewonnenen Ergebnisse in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Werden wir beispielsweise Bakterien finden, die gegen lokal weit verbreitete Antibiotika resistent sind? Können diese Daten verwendet werden, um mögliche Übertragungswege für Bakterien oder Resistenzgene zwischen den verschiedenen One Health-Sektoren, d. h. zwischen Menschen, Wildtieren und Umwelt, zu identifizieren? Wir hoffen, all diese spannenden Fragen gemeinsam mit dem ILRI in den nächsten zwei Jahren des Projekts beantworten zu können.
Der zweite Ort der Probenahme war eine gemeinschaftlich genutzte Weidefläche, auf der ca. 14.000 Rinder leben. Dort ziehen einzelne Teilherden frei umher und teilen sich Wasser- und Futterressourcen mit der lokalen Tierwelt – eine ideale Umgebung, um die Interaktion zwischen verschiedenen Tierarten und Ökosystemen zu untersuchen.
Zurück in Narok besuchten wir die Bezirkslabore, in denen die erste Probenverarbeitung erfolgte.
Später während unserer Reise organisierten wir an der Maasai Mara Universität einen spannenden Workshop zum Thema „Genomik zur Überwachung der Antibiotikaresistenz an One Health-Schnittstellen” für Studierende, Lehrkräfte und andere interessierte Teilnehmende. Die Veranstaltung stellte das One Health-Konzept vor und bot theoretische Einblicke und praktische Erfahrungen in der bioinformatischen Analyse von Genomdaten. Der Workshop regte lebhafte Diskussionen an und legte den Grundstein für zukünftige Kooperationen.
Zurück in Nairobi besuchten wir die Labore des ILRI und waren sofort von der hochwertigen Ausstattung beeindruckt. In Gesprächen mit dem lokalen Team richtete sich der Fokus schnell auf praktische Lösungen wie die Optimierung von Laborprozessen, die Harmonisierung von Protokollen und die Feinkalibrierung des Projektzeitplans. Außerdem erörterten wir die Möglichkeiten zur Verbesserung der Probennahme in Kenia und prüften, wie wir durch die Lieferung dringend benötigter Reagenzien Unterstützung leisten können. Diese Gespräche legten eine solide Grundlage für die künftige Stärkung unserer Partnerschaft.
Die Forschungsreise lieferte wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse, bot ein eindringliches Erlebnis der lokalen Umgebung und ermöglichte einen intensiven Austausch mit Gemeinden sowie Forschungspartnern. Sie brachte Ideen für zukünftige Projekte hervor, machte bestehende Herausforderungen deutlich und stärkte unser Engagement für den One Health-Ansatz. Insgesamt war der Besuch produktiv, bereichernd und trug wesentlich zur Festigung wichtiger Forschungskooperationen bei.








































