Frau Dr. Zimmermann, Sie leiten die One Health Surveillance Core Unit am HIOH. Klingt kompliziert, was genau ist das und woran arbeitet Ihre Gruppe?
In der One Health-Forschung geht es darum, die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt immer zusammen zu betrachten und dass man sie auch gar nicht voneinander trennen kann. Gerade wenn man wie wir zu antimikrobiellen Resistenzen oder zu Zoonosen forscht, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen, muss man alle Seiten berücksichtigen. Die Core Unit zielt darauf ab, in verschiedenen Indikator-Regionen langfristige One Health-Studien aufzubauen und umfassende Langzeitdaten zu sammeln, die dann als Grundlage für die verschiedenen Forschungsabteilungen am HIOH und auch für unsere Partnereinrichtungen dienen. Was uns dabei auch besonders wichtig ist, ist der verantwortungsvolle Einsatz von Ressourcen. Ganz oft macht es Sinn, verschiedene Analysen mit der gleichen Probe durchzuführen oder auch ein und dieselbe Infrastruktur für verschiedene Analysen zu nutzen, damit nicht jeder alles doppelt macht.
Wie genau sehen diese Kohorten-Studien aus?
In Afrika arbeiten wir in beiden Ländern mit acht bis neun Dörfern zusammen, die direkt an den Grenzen des Nationalparks liegen. Wir möchten für die Kohorte jeweils etwa 2000 Menschen rekrutieren und alle zwei bis drei Jahre verschiedene klinische Untersuchungen durchführen sowie Fragebögen austeilen, um einen Eindruck zu bekommen, wie es um die Gesundheit in der Bevölkerung bestellt ist. Das Studiendesign hierfür entwickeln wir gerade gemeinsam mit der Abteilung Epidemiologie des HZI. Da es sich um echte One Health-Kohorten handeln soll, werden dann zeitgleich die schon erwähnten umfangreichen Daten erhoben.
Wie groß ist denn die Bereitschaft der Bevölkerung, dabei mitzumachen?
In beiden Ländern waren die Leute sehr interessiert und ganz offen. Wir kommen ja eher aus der Wildtierforschung, und die Bewohner finden es schön, dass wir jetzt auch mal etwas in den Dörfern und für die Bevölkerung vor Ort machen. In Deutschland besteht eher eine Kohorten-Müdigkeit, was wir für Afrika absolut nicht bestätigen können.
Interview: Dr. Benjamin Blank
Dieser Text erschien im HZI-Magazin InFact in der Ausgabe Herbst 2024.